Eine Ärztin und zwei Mediziner erzählen vom langen Weg zum Berufseinstieg in der Schweiz und den Schwierigkeiten, mit denen sie sich auf diesem Weg konfrontiert sahen. Sie waren alle bereits ausgebildete Ärzte, als sie in die Schweiz kamen. Ihr grosser Wunsch, wieder in ihrem Beruf arbeiten zu können, motivierte sie, den langwierigen Prozess auf sich zu nehmen. Ihr Potenzial wird nicht erkannt, obschon grosser Ärztemangel herrscht, vor allem in ländlicheren Gebieten des Landes. Die Praxis der Kantone weist grosse Unterschiede auf.
Der Film geht der Frage nach, warum die Schweizer Behörden sich so sehr dagegen sträuben, das Potenzial von beruflich qualifizierten Einwanderern anzuerkennen. Er zeigt auf, wie viele Ressourcen in der Schweiz dadurch verloren gehen und wie wichtig die berufliche Integration für die Betroffenen selbst ist.
Vor dem Bürgerkrieg in Syrien war Faiz Ali Gesichts- und Kieferchirurg. Er war ein angesehener Arzt und bekannt für komplizierte Gesichtsoperationen. Nach dem Ausbruch des Bürgerkriegs operierte der Chefarzt nur noch Kriegsverletzte, bevor er 2014 in die Schweiz flüchtete. Von seinen Diplomen und der langjährigen Berufserfahrung wurden ihm hierzulande nur die ersten zwei Jahre eines Zahnmedizinstudiums angerechnet. Heute studiert er zum zweiten Mal in seinem Leben dieselbe Fachrichtung. Er hofft, dass er nach seinem Abschluss im Sommer 2023 als selbstständiger Zahnarzt arbeiten kann und die sechsköpfige Familie finanziell nicht mehr von den Behörden abhängig sein wird.
Cemal Alicioglu flüchtete Mitte der 90-er Jahre aus der Türkei in die Schweiz. Die vielen Hürden und Widerstände, die der Vater von drei Kindern für den Berufseinstieg in der Schweiz überwinden musste, sind ihm noch immer in wacher Erinnerung. Heute ist er leitender Oberarzt in einer psychiatrischen Klinik im Oberaargau. Er spürt den Fachkräftemangel in seiner eigenen Klinik.
Auch Lenny Solanghe Cruz ist einen weiten Weg von La Paz in Bolivien nach Luzern gekommen. Sie hat ihr Medizinstudium in Kuba abgeschlossen und dort mehrere Jahre als Allgemeinärztin gearbeitet. Nach Beginn der Pandemie hörte sie von einer Stelle beim Corona Contact Tracing in Luzern. Da administrative Stellen bei der Ärzteschaft nicht beliebt sind, haben ihr die Schweizer Migrationsbehörden unkompliziert eine Arbeitsbewilligung ausgestellt. Ihr grösster Wunsch ist, sich in der Schweiz zur Onkologin weiterzubilden – doch die Erfüllung dieses Wunsches scheint in weiter Ferne zu liegen. Sobald ihre Arbeit im Covid-Zentrum zu Ende geht, muss sie die Schweiz verlassen.
Dass sich die Integrationspolitik der Schweiz zu sehr auf Personen mit niedriger Qualifikation fokussiert, wird durch die Sozialwissenschaftlerin Susanne Bachmann kritisiert. Die vielen Integrationsprojekte würden unter dem politischen Druck stehen, für die Teilnehmenden direkte Anschlusslösungen zu bringen. Die Betroffenen seien auf das Wohlwollen und das besondere Engagement von Einzelpersonen angewiesen. (Text: SRF)